Sich Ziele zu setzen kann helfen den richtigen Weg zu gehen und sich immer weiter zu verbessern. So oder so Ă€hnlich ist in der Regel der Hintergedanke, wenn man sich Ziele setzt, auch wenn man wegen der AgilitĂ€t eines modernen Softwareprojekts klar ist, dass man am Ende ganz wo anders ankommen kann. Gerade bei Softwareprodukten sind Ziele als Vorgaben gerne das MaĂ aller Dinge, besonders im Bereich der Auftragsentwicklung. Also werden funktionale und nicht-funktionale Eigenschaften des abzuliefernden Produkts vorher definiert und als Ziele festgehalten. In Bezug auf die User Experience des zu entwickelnden Produkts erscheint dies jedoch besonders schwierig. Wie können wir UX-Ziele, also Anforderungen an die resultierende User Experience festlegen ohne uns auf ein BauchgefĂŒhl oder eine Meinung zu verlassen?
Der Begriff User Experience lĂ€sst sich aus der DIN EN ISO 9241-210 zwar einfach definieren, das Konzept dahinter zu begreifen ist jedoch etwas schwieriger. Ein Blick in die DIN EN ISO 9241-210 offenbart viele mit einander in Wechselwirkung stehender Einflussfaktoren und zeigt zudem, dass sich der GroĂteil dieser auf Seiten des Anwenders befinden. Definieren wir aber Ziele fĂŒr den ĂŒbersummativen Faktor der User Experience, mĂŒssen wir eine klare und verstĂ€ndliche Form wĂ€hlen, so dass diese messbar werden. Jedoch ist User Experience als weicher Faktor ist nicht einfach zu quantifizieren. UX hĂ€ngt vollstĂ€ndig vom jeweiligen Nutzer und dem jeweiligen Nutzungskontextes ab, weshalb hier nur eine statistische Erhebung erfolgsverprechend ist. In Bezug auf die User Experience können Anforderungen anhand der Dimensionen des User Experience Questionnaire (UEQ)  definiert werden, da als Ergebnis der Evaluation mit diesem Werkzeug eine quantifizierte Bewertung entsteht. Der UEQ teilt die User Experience (in der Kurzversion des Fragebogens) in die Dimensionen AttraktivitĂ€t, Durchschaubarkeit, Effizienz, Stimulation und OriginalitĂ€t mit einer Bewertung von -3 bis 3 auf. Dabei sind Werte zwischen -1 und 1 nicht von besonderer Bedeutung. Liegt ein Wert ĂŒber 1, so kann von einer positiven AusprĂ€gung gesprochen werden. Ebenso kann bei einem Wert unter -1 von einem negativen Einfluss auf die User Experience ausgegangen werden. Anhand dieser Einteilung können Ziele sowohl beschrieben, als auch kontrolliert werden können.
Diese strategischen Ziele einer zu erreichende User Experience können als Grundlage fĂŒr ein UX-Controlling und fĂŒr den Plan-Do-Check-Act-Kreislauf (Demingkreis) genutzt werden. Man kann also beispielsweise sagen, dass man ein Produkt haben möchte, dass bei einer summativen Evaluation mit einer reprĂ€sentativen Gruppe an Probanden in den Dimensionen Stimulation und Durchschaubarkeit mindesten einen Wert von >1 haben soll und keine andere Dimension unter -1 liegen darf. So ist eine Definition eines UX-Ziels möglich, aber dennoch gefĂ€hrlich. Als Hauptproblem ist die Schwierigkeit der Erhebung der Zielerreichung zu sehen, da fĂŒr eine Kontrolle eine Evaluation durchgefĂŒhrt werden muss. Da diese allerdings durch Probanden erfolgt, bleibt ein Spielraum zur Interpretation der Ergebnisse, denn eine reprĂ€sentative Erhebung erscheint auf Grund des Aufwands nicht wirtschaftlich. Eine Verwendung in Vertragsdokumenten oder Zielvereinbarungen halte ich schlicht fĂŒr gefĂ€hrlich. Zur strategischen Orientierung und der wiederholten Kontrolle der ZielerfĂŒllung ist dies jedoch ein probates Mittel. Durch die Integration der User Experience ins Controlling mit UX-Zielen und der ZielĂŒberprĂŒfung wĂŒrde sie einen Stellenwert erhalten, der in manchen Unternehmen lĂ€ngt ĂŒberfĂ€llig ist. Davon verspreche ich mir eine positivere User Experience ĂŒber die gesamte Nutzerschaft.
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