Wenn wir Produkte entwickeln, fragen wir uns immer wieder für wen machen wir das eigentlich? Natürlich ist es einfach sich selber als Maßstab zu nehmen, aber solange man nicht selber die Entwicklung bezahlt sollten wir uns doch auf die Nutzer „da draußen“ konzentrieren. Leider (oder glücklicherweise) sind das meist so viele, dass wir sie nicht wirklich berücksichtigen können sondern immer die aggregierte Erfahrung aller Nutzer irgendwie für die Produktgestaltung nutzen. Eine Möglichkeit dabei doch den Fokus zu behalten sind Personas als Stellvertreter der Nutzer. In der agilen Produktentwicklung mit Scrum gibt es dabei verschiedene Einsatzmöglichkeiten, die ich hier gerne vorstellen möchte.
Personas in User Stories
Zugegeben, User Stories sind nicht Teil von Scrum. Sie sind aber verbreitet genug um hier berücksichtigt zu werden. Auch wenn ich bereits über Persona-driven User Stories an anderer Stelle bereits geschrieben, möchte ich sie hier noch einmal nennen. Kurz zusammen gefasst: Anstelle des Teils „Als Anwender…“ oder „Als Vereinsverwalter…“ verwenden wir eine konkrete Persona. Dann wird aus einer doch eher allgemeinen User Story etwas personenbezogenes mit „Hartmut möchte…“. Hierbei vereinfacht uns der Bezug zu den Personas die Findung guter Gründe (Zitat: „Will Hartmut das wirklich?“).
Personas im Teamspace
Präsent an einer Stelle im Teamspace aufgehangen, repräsentiert ein Poster eine verwendete Persona den allgegenwärtigen Blick auf den Nutzer. Sicherlich kann man dabei geteilter Meinung sein. Motivationsposter hatten ihre nervige Phase und nach einer Weile stumpf die Aufmerksamkeit bezüglich eines Posters ab. Dennoch kann man in Diskussionen im alltäglichen Handeln immer wieder zur Persona gehen und nachlesen ob man sich wirklich an die Beschreibung hält. Nach einer Weile schleichen sich schließlich doch Selbstreferenzierungen ein. Das Poster ist daher weniger ein ständiger Mahner. Vielmehr ist es die möglichst einfach zugängliche Beschreibung der Persona beim täglichen Arbeiten und den Dailys Standups.
Personas im Review
Ich versuche immer wieder Personas in Reviews zu benutzen. Dabei frage ich mich, wie die Personas mit den Ergebnissen umgehen würden. Auch frage ich gerne: „Was haben wir in diesem Sprint für die Persona gemacht?“. Das dient insbesondere dazu, damit wir uns unserer Kundenorientierung immer wieder bewusst werden. Als ständige Mahnung soll diese Frage zum Automatismus führen. zur Not bringt man ein Poster (oder Flipchart) mit der Persona mit ins Review und stellt sie prominent aus.
Personas im Backlog
Personas als Stellvertreter der Kunden repräsentieren auch die verschiedenen Kundensegmente. Daher kann die Priorisierung der Einträge im Backlog auch mit ihrer Hilfe erfolgen. Dabei könnte der Wert für wichtige Zielgruppen höher ausfallen als für weniger wichtige Zielgruppen. Die Zuordnung kann beispielsweise durch Schlagworte im Backlog erfolgen.
Fazit
Ich bin davon überzeugt, dass man mit diesen doch einfachen Mitteln sehr einfach die Kundenorientierung eines Scrum-Teams steigern kann. Die Personas in der Produktentwicklung bringen das notwendige Bild für eine empathische Beziehung mit und entfernen den anonymen Nutzer. Natürlich gibt es noch weitere Möglichkeiten die Nutzerorientierung zu steigern, aber Themen wie beispielsweise die Beteiligung des Scrum-Teams am User Research ist Thema für ein andermal.
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